Die Bedeutung agiler Konzepte im Kontext des Controllings wird nach wie vor unterschätzt. Beschleunigte Digitalisierung, kontinuierliche Veränderungen in Geschäftsmodellen, sich ändernde Anforderungen an die Controlling-Funktion und die Transformation der Rollen der Controller konzentrieren sich genau auf das Potenzial agiler Ansätze auf diesem Veränderungsweg.
Agile Konzepte können eine große Hilfe sein, um das Controlling durch Digitalisierung und den damit verbundenen Wandel der Rolle des Controllers zu organisieren. Die Autoren Jochen Fellhauer und Andreas Ziegler beschreiben am Beispiel der Transformation des Controllings bei SAP SE, wie agile Prinzipien wie Kundenorientierung, eigenständiges und interdisziplinäres Arbeiten, kontinuierliche Priorisierung, inkrementelle Realisierung oder sogar ständige Reflexion über die eigenen Arbeitsmethoden im Controlling unterstützen.
Die Digitalisierung bleibt eine der Hauptaufgaben in fast allen Unternehmen und Branchen. Dies gilt insbesondere für die Softwareindustrie. Kurze Innovationszyklen und schnell wachsende Startups treiben Veränderungen in Geschäftsmodellen und Markttransformation voran. Die Aufgabe des Controllings besteht darin, die Unternehmensführung bestmöglich zu unterstützen und somit die Transformation des Unternehmens durch Digitalisierung zu überwachen. Gleichzeitig ist das Controlling entscheidend für die Förderung der Digitalisierung seiner eigenen Controlling-Prozesse und der Geschäftsbeziehungen mit dem Nutzer, der die Unternehmensführung ist.
Wenn die Controlling-Abteilung beide Herausforderungen annimmt, wird sie zu einem kreativen Treiber der Digitalisierung im Unternehmen, eine Rolle, die sie nicht rechtfertigen muss. Die Bedeutung agiler Konzepte in diesem Kontext wird nach wie vor unterschätzt. Beschleunigte Digitalisierung, kontinuierliche Veränderungen in Geschäftsmodellen, sich ändernde Anforderungen an die Controlling-Funktion und die Transformation der Rollen der Controller konzentrieren sich genau auf das Potenzial agiler Ansätze auf diesem Veränderungsweg.
Effektivität und Effizienz
Standardisierungs- und Digitalisierungsprojekte werden oft zunächst von Effizienzüberlegungen getrieben. Natürlich muss das Controlling als Unterstützungsfunktion im Unternehmen immer zur Steigerung der Effizienz des Unternehmens beitragen. Im Kontext der digitalen Transformation des Unternehmens sieht sich das Controlling jedoch gleichzeitig mit zwei scheinbar widersprüchlichen Anforderungen konfrontiert: effizienter und effektiver/innovativer zu werden, was als ‚Ambidextrie‘ bezeichnet wird.
Die digitale Transformation spielt eine entscheidende Rolle bei der Suche nach Antworten auf die Ambidextrie. Einerseits können Routineaktivitäten, die wenig Wert hinzufügen, standardisiert und automatisiert werden – die Effizienz steigt. Gleichzeitig werden neue, innovative Ansätze ermöglicht – die Effektivität steigt. Beides zusammen ermöglicht es den Controllern, die Geschäftseinheit schneller und besser zu unterstützen.
Die Controlling-Abteilung von SAP ist überzeugt, dass beide Anforderungen durch gezielte Investitionen in die Digitalisierung in Kombination mit agilen Organisationsansätzen gleichermaßen erfüllt werden können. In diesem Zusammenhang wird der Begriff ‚agile Methode‘ viel breiter definiert als die Anwendung bekannter Rahmenwerke wie Scrum oder Kanban in IT-Projekten. Agilität hilft dabei, die Bereitstellung von Controlling-Dienstleistungen konsequent an dem Nutzen für den Nutzer auszurichten, kreative Lösungen für die bedienten Abteilungen zu entwickeln, einen ständigen Fokus auf wichtige Themen zu halten und die Umsetzung von Dienstleistungen mit Blick auf interne Nutzer zu verbessern.
Klare Nutzersegmentierung
Die Controlling-Abteilung bei SAP hat beschlossen, die Digitalisierung nicht auf der Grundlage fragmentierter, individueller Nutzerorientierung anzugehen. Stattdessen sollten Nutzersegmente in einer präzise angemessenen Weise bedient werden. Dies wird als Schlüsselösung für die erfolgreiche Bewältigung der Herausforderungen der Ambidextrie angesehen. Die Idee ist, spezialisierte Bereiche des Unternehmens mit ähnlichen Controlling-Bedürfnissen zu identifizieren und sie in (interne) Nutzersegmente zu gruppieren – unabhängig von ihrer Position in der Organisationsstruktur des Unternehmens. Die notwendige agile Kompetenz des Controllers ist konsequent auf den Wert für das entsprechende bediente Nutzersegment ausgerichtet.
Dazu gehört die Fähigkeit, Empathie für Entscheidungsträger im Geschäft zu entwickeln und oberflächlich artikulierte Anforderungen an das Controlling zu transzendieren, um die realen Herausforderungen und Rahmenbedingungen des spezialisierten Bereichs anzusprechen. Sobald man sich dieser grundlegenden Anforderungen bewusst wird, kann man daran arbeiten, die eigenen Controlling-Dienstleistungen daran auszurichten. Ziel ist es, den Mehrwert in Bezug auf diese grundlegenden Anforderungen zu steigern.
Digitalisierung als Teil der Rolle des Controllers
Standardisierung, Vereinfachung und Automatisierung von Controlling-Prozessen sind mittlerweile Teil der Mission des Controllings. In gewisser Weise betont dies einen Paradigmenwechsel: Projekte, die mit Digitalisierung zu tun haben, lagen oft in der Verantwortung spezialisierter Abteilungen oder wurden zusätzlich zu den Aufgaben des Controlling-Teams durchgeführt. Jetzt werden sie zu einer der Kernaufgaben der Controller neben der Geschäftsbeziehung zur Unternehmensführung. Angesichts der Innovationszyklen und der sich daraus ergebenden Potenziale kann erwartet werden, dass dies in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine grundlegende Aufgabe im Controlling sein wird. Dies schafft Herausforderungen für viele: für den einzelnen Controller, die Controlling-Organisation und für die Abteilungen, für die sie verantwortlich sind.
