Es ist schwierig, zwei europäische politische Führer zu finden, die auf den ersten Blick unterschiedlicher sind als der deutsche Kanzler und der serbische Präsident, Olaf Scholz und Aleksandar Vučić. Olaf ist ein kaum wahrnehmbarer, bescheidener Kopf einer großen Nation, während Aca ein farbenfroher, flamboyanter Führer einer kleinen Nation ist. Olaf ist immer ernst, Aca ist eine permanente Show.
Historisch bestraft, ist Olaf vorsichtig, nicht verdächtigt zu werden, an der Konstruktion einer großen ‚deutschen Welt‘ beteiligt zu sein, während der historisch unbestrafte Aca damit prahlt, an der Konstruktion einer kleinen ’serbischen Welt‘ beteiligt zu sein. Olaf führt (immer noch) den stärksten Staat in der Europäischen Union, während Aca einen gescheiterten Staat am (geo)politischen Rand Europas führt. Dennoch teilen der deutsche Kanzler und der serbische Präsident eine bedeutende Ähnlichkeit: eine Schwäche gegenüber Putins Russland. Einige könnten es sogar als eine (Staats-)Schuld bezeichnen, die bindet.
Diese gemeinsame Schwäche oder Schuld ist in den letzten Tagen besonders deutlich geworden, da die Stärkung der westlichen Partnerschaft gegen Russland im Gange ist, um sich auf eine neue Runde des russisch-ukrainischen Krieges vorzubereiten. Die Kontexte und Ebenen, auf denen sie diese Schwäche ausgedrückt haben, sind natürlich unterschiedlich.
Scholz schützt weiterhin Putins Seite
Bei dem Treffen von etwa fünfzig pro-westlichen Verbündeten in der amerikanischen Luftwaffenbasis in Ramstein, Deutschland, in der letzten Woche, wo weitere militärische Hilfe für die Ukraine vereinbart werden sollte, blockierte die Regierung Scholz praktisch die Lieferung deutscher Leopard 2-Kampfpanzern an die Ukraine, trotz der Bitten führender westlicher Partner wie der USA, Großbritannien, Polen und anderer. Der Hauptbefürworter der Blockade war Kanzler Scholz, der sich bezüglich der militärischen Hilfe für die Ukraine permanent zurückhaltend gezeigt hat. Allerdings fand sich der Kanzler diesmal heftiger Kritik ausgesetzt, nicht nur von der Opposition CDU, sondern auch aus seiner eigenen Regierung und sogar Teilen seiner eigenen Partei, der deutschen SPD. Unter den schärfsten Kritikern war erwartungsgemäß die Vertreterin der Koalitionspartner, die Liberale Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die auch den parlamentarischen Verteidigungsausschuss leitet. „Die Geschichte beobachtet uns und Deutschland ist, leider, derzeit besiegt“, sagte Strack-Zimmermann zu ihrem Kanzler und Koalitionspartner und betonte, dass es zumindest „fair wäre, unseren Partnern das grüne Licht zu geben“, wobei sie sich auf Polen bezog, das seine Leopards an die Ukraine senden möchte. Jedes Land, das Leopard 2-Panzer exportiert, muss die deutsche Genehmigung einholen. Die ‚Grüne‘ Außenministerin Annalena Baerbock, ganz untypisch für ‚grüne‘ Parteien, plädiert ebenfalls für eine größere deutsche militärische Hilfe für die Ukraine oder zumindest dafür, Polen zu erlauben, seine Leopards an die Ukraine zu senden. Der Abgeordnete Rolf Mutzenich von Scholz‘ SPD fordert „die Notwendigkeit einer einheitlichen Aktion mit den USA.“ Scholz‘ These, dass militärische Hilfe für die Ukraine Moskau zu einer weiteren Eskalation des Konflikts provozieren könnte, hat innerhalb des deutschen politischen Establishments so viel Kritik erfahren, dass es fraglich geworden ist, wie Scholz‘ so gespaltene Regierung weiter funktionieren wird. Und dann, zwei Tage später, gab Scholz sogar mehr als sie verlangt hatten: sowohl das grüne Licht für die Partner als auch deutsche Leopards! Aber Scholz zeigte Putin, dass er dies widerwillig tut, dass er immer noch seine Seite schützt.
