Der Besuch des neuen montenegrinischen Präsidenten Jakov Milatović in Kroatien war eine inhaltlich wichtige Enthüllung. Abgesehen von den üblichen Plattitüden über freundschaftliche Beziehungen und das Engagement für den europäischen Weg, sendete Milatović zwei wichtige Botschaften aus Zagreb. Zunächst erklärte er, dass er „für eine breite Regierung plädiert“ und dass er nicht glaubt, dass „diejenigen, die Montenegro zu einem rechtswidrigen Staat gemacht haben, ihm helfen können, auf den Weg des Rechtsstaats zurückzukehren“. Damit kündigte er seine Unterstützung für die Bildung einer pro-serbischen montenegrinischen Regierung an, die Parteien mit offen großserbischen Programmen einschließt, während Đukanovićs DPS ausgeschlossen wird.
Milatovićs politische Bewegung PES (Bewegung Europa Jetzt) gewann eine relative Mehrheit bei den montenegrinischen Parlamentswahlen, aber um eine Regierung zu bilden, benötigt er Partner: entweder offen großserbische Parteien oder Đukanovićs DPS. In Zagreb kündigte er klar an, wie er Montenegros ‚europäischen Weg‚ und ‚Rückkehr zum Rechtsstaat‚ sieht. ‚Rückkehr zum Rechtsstaat‘ in Montenegro bedeutet strafrechtliche Verfolgungen wegen Korruption, um Milo Đukanović und prominente Mitglieder der DPS aus dem politischen Leben zu entfernen, unter deren Führung Montenegro (erneut) die staatliche Unabhängigkeit (2006) erreichte und 2017 NATO-Mitglied wurde, durch die Abspaltung von Serbien. Und dann, unter dem Vorwand des europäischen Weges und des Kampfes gegen Korruption, Montenegro allmählich seiner montenegrinischen Staatlichkeit zu entleeren und es in die ’serbische Welt‘ zurückzuführen.
Seltsame Position
In Montenegro hätte ein wahrer ‚Rechtsstaat‘ tatsächlich Arbeit zu tun. Auch bei der strafrechtlichen Verfolgung von Mitgliedern von Đukanovićs politischem Interessenkreis. Denn Montenegro hat seine Staatlichkeit tatsächlich mit Hilfe von Schmuggel und Korruption erreicht, die von westlichen Partnern, insbesondere den USA, über Jahre hinweg stillschweigend toleriert wurden. Aber welchen Rechtsstaat würde Milatović ‚zurückbringen‘? Den aus Miloševićs Ära, als Montenegro das ‚zweite Auge im (serbischen) Kopf‘ war? Um nicht weiter in die Geschichte des ‚Rechtsstaats‘ in Montenegro, seit 1918, und sogar davor einzutauchen. Aus der Sicht der pro-serbischen Parteien, die Präsident Milatović in einer breiten Koalitionsregierung sehen möchte, bedeutet die Bekämpfung von Korruption vor allem – die Ausrottung der montenegrinischen Staatlichkeit, auf Kosten der serbischen und russischen Welt. Daher ist es nicht überraschend, dass Milatović für eine solche ‚breite Koalitionsregierung‘ öffentliches Verständnis von seinem Gastgeber in Pantovčak, dem kroatischen Präsidenten Zoran Milanović, erhielt, der Brüssel für die Einmischung in die Regierungsbildung in Montenegro angegriffen hat und es aus Gründen, die nur ihm bekannt sind, als woke und cancel Politik bezeichnete. So hat er natürlich neue Bewunderer in serbischen und pro-russischen Medien gewonnen.
