Im vergangenen Jahr zeigte eine Studie von Cambridge, die in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde, dass CO2-Kompensationsprojekte ihren Einfluss erheblich überschätzen. Die Studie besagt, dass CO2-Kompensationen als Möglichkeit verkauft werden, die Auswirkungen von Treibhausgasen zu reduzieren, indem es den Verschmutzern ermöglicht wird, Kompensationen oder Credits zu kaufen, die es ihnen ermöglichen, weiterhin zu emittieren, d.h. zu verschmutzen, im Austausch für die Finanzierung von Projekten, die anderswo Emissionen reduzieren. Diese Kompensationen sind zu einem echten hochprofitablen Geschäft für Unternehmensklimamaßnahmen geworden, die offensichtlich nicht den gewünschten Erfolg bringen.
Jetzt hat auch die Vereinte Nationen (UN) ihre Einschätzung, d.h. ihre Ablehnung gegenüber Unternehmen, die CO2-Credits nutzen, um ungehindert weiter zu verschmutzen, geäußert. Die UN ist der Meinung, dass Unternehmen in Möglichkeiten investieren sollten, ihre eigenen Emissionen zu reduzieren, anstatt sich auf einen milliardenschweren CO2-Handelsmarkt zu verlassen.
Große Verschmutzer wie Chevron und ExxonMobil sowie Technologieunternehmen wie Microsoft und Apple haben CO2-Kompensation in ihre Pläne aufgenommen, um ihre Klimaversprechen gegenüber Investoren einzuhalten. Branchen, die kohlenstoffintensive Produkte herstellen, wie die Stahl- und Zementproduktion, verlassen sich ebenfalls auf CO2-Credits in privaten Märkten, um ihre Treibhausgasemissionen auszugleichen und die von den Regulierungsbehörden auf beiden Seiten des Atlantiks geforderten Netto-Null-Ziele zu erreichen. Theoretisch finanziert der Erlös aus jedem Credit ein Projekt, das CO₂ aus der Atmosphäre reduziert oder speichert, was den Schutz von Regenwaldgebieten vor Abholzung oder das Abfangen und Speichern von CO₂ unter der Erde bedeuten könnte. Viele Programme wurden jedoch kritisiert, weil die Menge an entferntem oder vermiedenem Kohlenstoff nicht überprüfbar oder nicht dauerhaft ist oder überhaupt keinen Einfluss hat.
Während Studien zeigen, dass CO2-Kompensationen ‚ein Schuss ins Blaue‘ sind, zeigen Branchendaten, dass der Markt für CO2-Credits wächst und voraussichtlich weiter wachsen wird. Die Boston Consulting Group veröffentlichte im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit Shell eine Schätzung, dass der CO2-Handel bis Ende des Jahrzehnts auf zwischen 10 und 40 Milliarden Dollar jährlich steigen könnte.
Der Wert der genutzten CO2-Credits fiel jedoch im vergangenen Jahr auf 900 Millionen Dollar von 1,4 Milliarden Dollar im Jahr 2022, so der Datenanbieter AlliedOffsets.
UN-Generalsekretär António Guterres äußerte in einer Rede im vergangenen Jahr deutlich seine Ablehnung, sich auf CO2-Credits zu verlassen, als er sagte, dass Unternehmen, Investoren, Städte und Regionen sich darauf konzentrieren sollten, ihre eigenen Emissionen zu reduzieren und ‚zweifelhafte Kompensationen oder CO2-Credits zu vermeiden‘.
