Die Europäische Union hat gestern einen Aktionsplan mit wichtigen Maßnahmen und Politiken vorgestellt, die darauf abzielen, die Entwicklung von künstlicher Intelligenz zu fördern, um Europa zu einem globalen Führer auf diesem Gebiet zu machen. Der Plan umfasst den Bau eines Netzwerks von KI-Gigafabriken und Supercomputern, die Erhöhung des Zugangs zu großen Datenmengen, die Integration von KI in strategische Sektoren, die Verbesserung der KI-Kompetenzen und die Unterstützung von Unternehmen bei der Umsetzung des Gesetzes über künstliche Intelligenz. Im Dezember kündigte die Kommission die ersten sieben Fabriken an, die die EU und die Mitgliedstaaten mit 10 Milliarden Euro mitfinanzieren, und nun werden zusätzlich 20 Milliarden Euro durch das InvestAI-Programm für die verbleibenden sechs Gigafabriken mobilisiert, während der Gesamtwert von InvestAI 200 Milliarden Euro beträgt. Die Fabriken werden in Spanien, Frankreich, Italien, Österreich, Slowenien, Luxemburg, Deutschland, Griechenland, Finnland, Schweden, Polen und Bulgarien angesiedelt sein.
In den aktuellen geopolitischen Umständen ist der europäische Plan für künstliche Intelligenz ein positiver und entscheidender Schritt, glaubt Damir Firšt, Mitglied des Vorstands des Kroatischen Verbands für Künstliche Intelligenz CroAI.
—
—– Heute leben wir in einer Zeit, in der eine neue tripolare Welt der KI geformt wird. Auf der einen Seite steht China, dessen Entwicklung von künstlicher Intelligenz staatlich geleitet, zentralisiert und mit klaren strategischen Zielen verbunden ist. Auf der anderen Seite stehen die Vereinigten Staaten, wo die Entwicklung von marktorientierten Unternehmen vorangetrieben wird, die hauptsächlich von Profit motiviert sind. Europa hingegen versucht, ein drittes, verantwortungsbewussteres Modell zu etablieren – sagt Firšt und erklärt, dass der europäische Ansatz auf demokratischer Aufsicht, Transparenz, Stabilität und langfristigem Nutzen für die Menschheit basiert.
– Dies ist ein Versuch, die globale Stabilität zu bewahren, zu einer Zeit, in der die Technologie schneller voranschreitet als regulatorische und ethische Rahmenbedingungen – fügt er hinzu.
Allerdings weist Firšt darauf hin, dass KI nicht die einzige Technologie in diesem Plan ist; es gibt auch die Produktion von Maschinen zur Herstellung von Supraleitern, Fusionsenergie, Quantencomputing, die Entwicklung neuer Materialien…
– In all diesen Bereichen hat Europa wissenschaftliche und institutionelle Stärke, aber nur, wenn es vereint als supranationales Projekt handelt. Wir haben bereits ein Beispiel dafür – CERN – erklärt er.
—
—
Komplexität und Langsamkeit
Er glaubt auch, dass es wichtiger ist, über die Vorteile als über die Schwächen dieses Aktionsplans zu sprechen. Als größten Nachteil hebt Firšt jedoch seine Komplexität und Langsamkeit hervor.
– Dies ist ein supranationales Projekt, das eine Koordination unter allen EU-Mitgliedern erfordert, was prozedural herausfordernd und zeitaufwendig ist. Im Gegensatz zum Silicon Valley, wo Entscheidungen in Echtzeit und ausschließlich von Profit getrieben getroffen werden, balanciert das europäische Modell technologischen Fortschritt mit sozialer Verantwortung. Für all jene, die glauben, dass dies kein guter Ansatz ist, würde ich am liebsten fragen: Würden Sie lieber in China, Amerika oder Europa leben, wenn Sie wählen könnten? – betont Firšt.
