Die Wirtschaftstheorie kennt die ‚Holländische Krankheit‘, die frühere übermäßige Abhängigkeit der niederländischen Wirtschaft von der Gasförderung, und das wissenschaftliche Vokabular könnte bald um den Begriff ‚Dänische Krankheit‘ bereichert werden. Nämlich hat das Pharmaunternehmen Novo Nordisk einen solchen Einfluss auf die dänische Wirtschaft, dass sein Geschäft buchstäblich bestimmt, ob dieses nördliche Land in der Krise sein wird oder nicht. Im vergangenen Jahr sprang das dänische BIP dank der Pharmaexporte um 3,7 Prozent, was die meisten Ökonomen als außergewöhnliche Leistung betrachteten. In diesem Jahr fließt die dänische Wirtschaft jedoch nicht mehr mit Milch und Honig. Die lokale Regierung hat am Freitag ihre Wachstumsprognosen für das BIP in diesem Jahr halbiert, hauptsächlich aufgrund der Verschlechterung der Exporte von Novo Nordisk.
Laut Berichten aus ausländischen Medien erwartet die Regierung in Kopenhagen nun, dass das dänische BIP in diesem Jahr um 1,4 Prozent wächst, anstelle von drei Prozent. Das Wirtschaftsministerium erklärte, dass die Prognosen gesenkt wurden, weil die dänischen Pharmaexporte in die USA in der ersten Jahreshälfte erheblich nachgelassen haben. Neben diesem Jahr werden die Exporte von Pharmazeutika im Jahr 2026 voraussichtlich erheblich weniger zu den gesamten Warenexporten beitragen, so die dänische Regierung. Konkret sind die Exporte von Novo Nordisk stark gefallen, einem Unternehmen, das in den letzten Jahren dank des Medikaments Ozempic, das weit verbreitet als Gewichtsreduktionshilfe eingesetzt wird, eine Blütezeit erlebt hat.
Allerdings haben neben der Tatsache, dass Wettbewerber, insbesondere das amerikanische Unternehmen Eli Lilly, mittlerweile in den Gewichtsreduktionsmarkt eingetreten sind, die dänischen sowie die gesamten europäischen Pharmaexporte in den US-Markt erheblich unter den von Präsident Donald Trump verhängten Zöllen gelitten. Die Situation könnte jedoch noch schlimmer sein. Trump erklärte Anfang August, dass er nach einem ‚kleinen Satz‘ die Zölle auf Medikamente auf 150 und dann im nächsten Jahr bis zu anderthalb Jahren auf 250 Prozent erhöhen könnte. Trumps jüngste politische Vereinbarung mit der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, über Zölle auf europäische Exporte von ’nur‘ 15 Prozent hat jedoch der Branche ein gewisses Maß an Sicherheit gebracht.
