Der deutsche Kanzler Friedrich Merz kündigte an, dass er offiziell von Brüssel die Lockerung des europäischen Verbots für den Verkauf neuer Autos mit Verbrennungsmotoren nach 2035 beantragen wird, sodass Hybridfahrzeuge auch nach diesem Stichtag erlaubt sind. Die Nachricht kam nach marathonslangen Koalitionsverhandlungen zwischen Merz‘ Christlich Demokratischer Union (CDU) und der Sozialdemokratischen Partei (SPD). Es war die SPD, die in der vorherigen Regierung ein striktes Verbot unterstützte und nun diesem Kurswechsel zugestimmt hat.
– Dies ist eine Schlüsselentscheidung für die Zukunft Europas als Zentrum der Automobilindustrie – erklärte Merz und fügte hinzu, dass ‚das gemeinsame Ziel eine innovationsfreundliche und technologisch neutrale Regulierung sein sollte, die Klimaschutz und industrielle Wettbewerbsfähigkeit verbindet‘.
Unter Druck von der eigenen Autoindustrie
Deutsche Automobilhersteller üben seit Monaten Druck auf die neue Regierung in Berlin aus, um ihnen Zeit beim Übergang zu vollelektrischen Fahrzeugen zu verschaffen. Einerseits sehen sie sich im heimischen Markt einer günstigeren Konkurrenz aus China gegenüber, während andererseits ihr Marktanteil in wichtigen Exportländern wie den USA und China sinkt. In einer solchen Situation wird ein vollständiges Verbot des Verkaufs neuer Fahrzeuge, die nach 2035 CO₂ ausstoßen, wie es die aktuellen EU-Vorschriften vorsehen, als drastischer Druck auf einen Sektor wahrgenommen, der das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bleibt. Die meisten Plug-in-Hybride würden nach den aktuellen Regeln nicht in dieses Regime passen und praktisch vom Neuwagenmarkt verschwinden.
Für rechte Parteien in der EU ist dieses Verbot zum Symbol für ‚übermäßige‘ grüne Regulierung geworden. Bei den jüngsten Wahlen in der Tschechischen Republik baute beispielsweise die Partei Motoristen ihre Kampagne auf die Forderung auf, das Verbot aufzuheben, was ihnen genügend Stimmen einbrachte, um ins Parlament einzuziehen.
Der rechte Block in Europa hat seit langem 2035 ins Visier genommen
Manfred Weber, ein deutscher Abgeordneter im Europäischen Parlament und Vorsitzender der Europäischen Volkspartei (EVP), kündigte bereits im September an, dass er die europäische Entscheidung, die Verbrennungsmotoren abzuschaffen, ‚zurückdrehen‘ wolle. Merz‘ Schritt verleiht ihm nun politischen Schwung, da die größte Volkswirtschaft der Union erstmals offiziell eine Überarbeitung des vereinbarten Kurses fordert.
Unter Druck von rechten Parteien und Automobilherstellern hat die Europäische Kommission auch die Diskussion beschleunigt und die Überprüfung der Regeln zum Verbot des Verkaufs neuer fossiler Kraftfahrzeuge, die für das nächste Jahr vorgesehen war, auf den 10. Dezember vorgezogen.
