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Neue EU-Klasse kleiner Elektroautos: Preise ab 15.000 Euro

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Die Europäische Kommission bereitet einen Rahmen für eine neue Kategorie kleiner Elektrofahrzeuge vor, Arbeitstitel ‚M1-e‘, die darauf abzielt, die heimische Produktion zu stärken und die Vorschriften für die günstigsten Modelle zu lockern. Bis Ende des Jahres wird erwartet, dass die Europäische Kommission einen Vorschlag für neue Regeln vorlegt, die die offizielle Klassifizierung von Autos in der EU umkehren und die Tür für die Rückkehr sehr günstiger Elektro-Modelle öffnen.

Laut inoffiziellen Informationen arbeitet die Kommission an der Schaffung einer neuen Kategorie kleiner Elektrofahrzeuge, deren Preise zwischen 15.000 und 20.000 Euro liegen. Die Idee ist, gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie gegenüber chinesischen Marken zu erhöhen und den Verbrauchern einen reibungsloseren, finanziell handhabbaren Übergang zur Elektromobilität zu ermöglichen.

Zehnjähriges ‚Einfrieren‘ eines Teils der Vorschriften

Vertreter von Herstellern, die an Diskussionen mit Brüssel teilnehmen, haben vorgeschlagen, dass die neue Klasse ‚M1-e‘ genannt wird. Sie würde zwischen der aktuellen Kategorie leichter Vierradfahrzeuge (L7) und herkömmlichen Personenkraftwagen (M1) positioniert werden. Die Idee trug zunächst inoffiziell den Namen ‚E-Auto‘ und lehnt sich konzeptionell an die japanische ‚Kei‘-Fahrzeugklasse an, die aus sehr kurzen, schmalen Stadtfahrzeugen mit einfacher Ausstattung besteht, die für den grundlegenden Transport zu einem niedrigen Preis gedacht sind.

Das regulatorische Paket wird voraussichtlich eine Art ‚Einfrieren‘ eines Teils der europäischen Regeln für einen Zeitraum von zehn Jahren für diese Fahrzeugklasse umfassen. Dies würde die Entwicklungskosten für Hersteller senken, ohne die wichtigsten Sicherheitsanforderungen zu berühren. Ziel ist es, komplexe Standards zu vermeiden, die derzeit die Einführung neuer Modelle verlangsamen und die Kosten erhöhen, was insbesondere für die kleinsten Stadtfahrzeuge mit bereits dünnen Margen nachteilig ist.

Sicherheitsorganisationen in Alarmbereitschaft

Ein solcher Ansatz hat sofort Skepsis bei Verkehrssicherheitsorganisationen ausgelöst. Der Europäische Rat für Verkehrssicherheit (ETSC) warnte die Kommission, dass jede Lockerung der Standards potenziell riskant ist, wenn sie nicht sehr präzise definiert ist. ETSC fordert, dass die neue Kategorie, egal ob sie ‚M1-e‘ oder anders genannt wird, klar definierte Gewichtsbeschränkungen, Abmessungen und eine Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 120 km/h hat, um wirklich in der Kategorie der ‚kleinen und sicheren‘ Fahrzeuge zu bleiben. Sie lehnen entschieden die Schaffung einer neuen Klasse ab, die das bestehende Niveau der Sicherheitsanforderungen effektiv untergraben würde.

Im Gegensatz zu Sicherheitsorganisationen würde die Industrie eine solche Regelung voll und ganz akzeptieren. Für zahlreiche Marken würde dies ein ‚zweites Leben‘ für kleine Stadtfahrzeuge bedeuten, und für diejenigen, die sie noch entwickeln, eine klare Berechnung, wie die Preise gesenkt werden können.

Alain Favey, CEO von Peugeot, erklärte offen, dass das Unternehmen ernsthaft über einen Nachfolger des Modells 108 nachdenkt, aber nur, wenn die neuen Regeln eine rentable Produktion ermöglichen. Er erinnerte daran, dass Peugeot über eine Million Autos im A-Segment durch die Modelle 106, 107 und 108 verkauft hat und dass weiterhin Interesse an diesem Marktsegment besteht, aber nur unter einem regulatorischen Rahmen, der die Margen nicht ‚auffrisst‘.

Ähnliche Botschaften kommen von Dacia und Citroën, die zuvor den C1 als nahen Verwandten des Peugeot 108 angeboten haben. Die Einstellung der Modelle 108 und C1 vor vier Jahren, zusammen mit dem Ford Ka, Opel (Viva), Volkswagen Up! und Škoda Citigo, war eine direkte Folge verschärfter Regeln, die kleine Autos unrentabel machten. Die neue Regelung geht in die entgegengesetzte Richtung, indem sie die obligatorische Ausstattung und einige gesetzliche Anforderungen reduziert, sollte es den Herstellern ermöglichen, wieder nachhaltige Gewinne mit günstigen Modellen zu erzielen.

Fiat, Volkswagen und Renault warten bereits auf das grüne Licht

Wenn die Pläne der Kommission in konkrete Vorschriften umgesetzt werden, werden Fiat, Volkswagen und Renault wahrscheinlich zu den größten Begünstigten gehören. Diese Hersteller haben bereits Modelle wie den neuen Panda, Volkswagen ID.Every1 und Renault Twingo angekündigt oder entwickeln sie, die natürlich in die vorgeschlagene ‚M1-e‘-Klasse passen würden. Die Aufnahme in diese Kategorie würde ihnen Raum geben, die Preise erheblich zu senken und aggressiver auf den Druck durch günstige chinesische Elektroautos zu reagieren, ohne alle Gewinnmargen opfern zu müssen, nur um wettbewerbsfähig zu bleiben.

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